Schematherapie: Wenn frühe Erfahrungen das Leben prägen
Die Schematherapie gewinnt in der psychotherapeutischen Landschaft zunehmend an Bedeutung. Der innovative Ansatz, entwickelt von Jeffrey Young in den 1980er Jahren, vereint Elemente der Verhaltenstherapie, der Psychoanalyse und der Bindungstheorie zu einem wirkungsvollen Behandlungskonzept.
Die Macht der frühen Prägung
Jeder Mensch entwickelt im Laufe seiner Kindheit und Jugend bestimmte Denk- und Verhaltensmuster – in der Fachsprache „Schemata“ genannt. Diese entstehen als Reaktion auf grundlegende emotionale Bedürfnisse, die entweder erfüllt oder vernachlässigt wurden. Ein Kind, das beispielsweise häufig kritisiert wurde, könnte das Schema „Ich bin nicht gut genug“ entwickeln. Diese frühen Überzeugungen beeinflussen oft das gesamte spätere Leben, ohne dass es den Betroffenen bewusst ist.
Die inneren Anteile verstehen
Ein zentrales Konzept der Schematherapie ist die Arbeit mit verschiedenen „Modusanteilen“ der Persönlichkeit. Diese können als unterschiedliche Seiten des Selbst verstanden werden:
Der „verletzte innere Anteil“ trägt die emotionalen Wunden aus der Kindheit. Der „strafende Anteil“ richtet sich mit harter Selbstkritik nach innen. Der „beschützende Anteil“ entwickelt Strategien, um mit schwierigen Gefühlen umzugehen – manchmal durch Vermeidung oder Perfektionismus. Ziel der Therapie ist es, diese verschiedenen Anteile zu erkennen und den „gesunden Erwachsenen-Modus“ zu stärken.
Wissenschaftlich fundiert
Die Wirksamkeit der Schematherapie ist durch zahlreiche Studien belegt. Besonders bei der Behandlung von Persönlichkeitsstörungen, chronischen Depressionen und komplexen psychischen Erkrankungen zeigt sie gute Erfolge. Ein Grund dafür könnte sein, dass sie tiefliegende emotionale Muster adressiert und gleichzeitig konkrete Veränderungsstrategien anbietet.